[16] Die Menschheit

16.05.2019

Ist der Mensch (von Natur aus) gut oder schlecht? Ist die Frage dieses Kapitels. Da schon klar ist was gut und schlecht bedeutet, kann ich nun die Frage um einen wichtigen Teil ergänzen, um sie beantwortbar zu machen. Denn um zu sagen wie der Mensch ist, muss eine Perspektive eingenommen werden. Und da dieses Buch aus der Perspektive eines Menschen geschrieben wird (mir), so ergibt es auch Sinn zu schauen ob der Mensch gut oder schlecht für den Mensch ist. Die Wirkungen der Menschen untereinander werden also betrachtet. Ich hoffe die anderen Tiere werden mir meine einseitige, exkludierende Weise entschuldigen.

Spezifischer wird nun untersucht, ob der Mensch bei anderen Menschen tendenziell eher Ruhe (dann werden wir ihn gut nennen) oder Unruhe (dann werden wir ihn schlecht nennen) verursacht. Hierbei wiederhole ich nochmal das Wort tendenziell, da Menschen in der Lage sind beides zu tun und somit eine absolute Positionierung des Menschen auf einem der Extreme sehr unsinnig ist.

Ein paar Beispiele: Sklaverei, Genozid, Krieg, Folter, Verstümmelung, Gladiatorenkämpfe, Diskriminierung, Prostitution, Vergewaltigungen, Mord. All diesen Dingen sind schon oft Menschen nachgegangen. Die Auswirkungen dieser Handlungen auf die Opfer sind deutlich der Unruhe zu zuordnen. Einzelne Menschen können als egoistische, nazistische, arrogante Menschen gesehen werden. Der Eigennutz, welcher nach der Meinung einiger die höchste Priorität verdiene, veranlasst zu Handlungen, welche uns Ruhe und Anderen Unruhe bringt. Konkurrenz, Streit um Materie, Besitz und Macht. Freiheit den anderen ihre Freiheit zu nehmen. Unterdrückung. Herrschaftssysteme um die Bedürfnisse und Interessen der Mächtigen und Reichen gebaut. Ausbeutung und Ungerechtigkeit.

Menschen, die mit ihren Handlungen anderen ihre Gelassenheit bewusst nehmen, um eigen Entspannung zu erfahren.

Natürlich höre ich an dieser Stelle nicht einfach auf. Ich will zeigen, dass der Mensch gegenüber anderen offensichtlich auch stark negativ handeln kann. Es kann in seinem Wollen liegen, der Welt mehr Unruhe zu verleihen, falls er (eventuell nur kurzfristig) ein wenig Ruhe wahrnehmen kann. Ja sogar bewusst, mit voller Absicht die Erde und unsere notwendige Lebensgrundlage vergewaltigen können. Ich bin nicht frei von egoistischen Handlungen, die anderen schaden. Ich habe mal in der Unterstufe einen Mitschüler gemobbt. Ich habe Menschen absichtlich emotional verletzt. Ich habe eine Lehrerin in ein Dilemma gebracht, nur damit ich vielleicht mehr als eine 2+ in der Epochalnote bekomme. Und weitere Ereignisse. Ich weiß nicht, ob ich ein guter Mensch war, jetzt bin, werde oder sein kann. Ich hoffe. Ich bereue meine Taten.

Und ich will es mir nicht einfach machen die These dieses Kapitels zu beweisen. Aber um jetzt im Großen und Ganzen menschenerzeugte Ruhe und Unruhe gegeneinander abzuwiegen, brauchen wir mehr als nur einzelne Ereignisse aus unserer Geschichte und unserem Alltag, denn wenn ich wollte, könnte ich die Opposition zu den oben genannten Beispielen ebenso exemplarisch aufführen. Eine Betrachtung unserer gesellschaftlichen Ordnung ist am Aussagekräftigsten meines Erachtens.

Gesetze, erzwungener Altruismus, Sozialwesen, Hilfsorganisationen, Subventionierung, ruhebringende Handlungsvorschriften und -möglichkeiten, liberales, humanistisches Menschenbild. Nächstenliebe und eigene Rechte und Freiheiten, Sicherheit und Wachstum. Soziales Miteinander. Macht durch Kooperation.

Genug mit den Aufzählungen. Die beweisen noch gar nichts. Ich bleibe erst einmal in der Kultur, deren Teil ich seit meiner Geburt bin: der deutschen Kultur. Den deutschen Sozialstaat habe ich als sehr angenehm wahrgenommen. Ich habe genug zu Essen, sauberes Trinkwasser, bequeme und warme Kleidung und jede Nacht ein Dach über meinen Kopf. Ich kann Nachts durch einen Stadtpark laufen und habe keine Angst überfallen zu werden. Generell erwarte ich nicht bestohlen, angegriffen oder entführt zu werden. Ich kann jederzeit das erwerben, wovon ich ausgehe Zufriedenheit zu bekommen. Ich habe viele Rechte und Freiheiten, genau wie die Menschen um mich. Die Technologie und Gesetze um mich sind von anderen Menschen gemacht. Die Motivation für die Erschaffung aller Strukturen und Werkzeuge durch diese Menschen sollte jedem aufmerksamen Leser klar sein. Sie streben nach Ruhe. Wie bekommen sie durch ihre Produktion und ihre Fiktionen Ruhe? Von wem? Natürlich von uns, den Anderen in ihrer und unserer Gesellschaft. Warum geben wir ihnen Ruhe, in Form von Geld oder Gehorsam (Macht), in Form von Anerkennung und Zuneigung (Bedürfnisbefriedigung) usw. ? Weil sie uns Ruhe geben? Ich vermute, dass genau das der Fall zu sein scheint. Wir bekommen Ruhe, indem wir anderen Ruhe geben. Aber das Geben von Ruhe ist weniger verknüpft mit dem Erlangen von Unruhe, weil wir dem Gegenüber eine Ursache von Ruhe ermöglichen nicht unbedingt indem wir die selbe Ursache der Ruhe verlieren. Symbiosen sind zentral für das menschliche Zusammenleben. Ich streite nicht ab, dass zwischen Menschen auch Konkurrenz-, Parasitismus- oder Räuber-Beute-Beziehungen stattfinden können. Aber was ist denn die häufigste Form der zwischenmenschlichen Interaktion? Treffen wir andere öfter im Streit oder in der Freude?

Sogenannte Motorradclubs sollen mein nächstes Beispiel sein. Natürlich habe ich nicht den Anspruch die Sachlage ohne Fehler darstellen zu können. So sind viele Motorradclubs vielleicht in keine illegalen Geschäften verwickelt. So sind vielleicht wenige gewalttätig gegenüber und konkurrierend mit anderen Bikergangs. So sind eventuell wenige der Mitglieder seit ihrer Kindheit in schädlich Milieus unterwegs oder hineingeboren. Genug damit. Wofür sollen sie ein wunderbares Beispiel sein? Für Zugehörigkeit und Gemeinschaft. Die Motivationen der Mitglieder in eine solche Gruppe zu gelangen sind weniger interessant, wahrscheinlich finanzielle und soziale Macht, als die Gründe weiter dazu zugehören, das Gefühl der Loyalität und der Brüderlichkeit; einer Familie. Innerhalb dieser Gruppierungen scheint, wenn wir den Äußerungen von Mitgliedern diverser Clubs Glauben schenken, (und das folgende ist hier der zentrale Betrachtungspunkt) eine großes Zugehörigkeitsgefühl zu existieren. Auch meine ich vermuten zu können, dass die Mitglieder sich gegenseitig helfen, miteinander kooperieren und (wenn sie nicht gerade in ihren Hirachien in Konkurenz kommen, weil ihr Wunsch nach mehr Macht in ihrer Organisation sie dazu veranlasst) Symbiosen eingehen. Nun aber größtenteils nur untereinander und innerhalb. Auf Grund das wir nicht Mitglieder sind, sind die Erfahrungen häufig mit Gruppen dieser Art anderer, ja um nicht zu sagen nicht so positiver Art. Sie bedrohen und schüchtern ein mit ihrem gewaltbereiten Auftreten. Sie begehen mitunter Straftaten.

Innerhalb der Gruppierung entsteht Macht und Sicherheit und viele weitere gute Dinge. Die Gruppierung verursacht nach Außen das Gegenteil. Es folgt die Frage, ob jetzt die Gruppierung gut oder schlecht ist? Eine Frage, die der Perspektive bedarf. Die Gruppierung ist aber beides. Für die Mitglieder ist sie eher gut für die Nicht-Mitglieder eher schädlich. So ist die Frage, was jetzt der Mensch ist, weiterhin perspektivisch zu betrachten.

Sind Gruppen für den Mensch tendenziell eher Ruhe schaffend?

Das eigene Gruppen - mit denen wir öfter interagieren als mit fremden Gruppen, wegen unter anderem die räumlicher Trennung und der Zugehörigkeit - tendenziell eher gut für das Individuum ist, scheint mir nicht erklärungsbedürftig zu sein. Aber Andere, wenn sie in einer fremden Gruppe sind, sind nicht immer der Feind. Länder können in Frieden miteinander leben. Ob Interessenskonflikte zwischen zwei Gruppen entstehen ist abhängig von den Interessen. Wir strebt nach Ruhe und wenn wir diese Ruhe mit Hilfe anderer erreichen können, werden wir eine Kooperation anstreben. Manchmal erreichen wir Ruhe, indem wir anderen schaden. Aber wenn der allgemein beste Weg das Schädigen Anderer wäre, dann wurde unsere Spezies sehr schnell aussterben. Unsere Existenz ist gebunden an Kooperation und seltene Feindschaft zwischen uns. Ich habe die Tiere und die Umwelt bewusst außen vorgelassen, damit sich nicht die unangenehme Frage stellt: Ist unsere Existenz gebunden an das Schädigen von anderen Tieren und/oder der Umwelt?

Gruppen sind für den Menschen überlebenswichtig. Gruppen sind tendenziell, gerade wenn wir ihnen freiwillig angehören, Ruhe bringend für uns, mitunter weil wir durch Zusammenarbeit mehr erreichen können, als alleine. Menschen sind tendenziell für andere Menschen Ruhe bringend. Der Mensch ist tendenziell gut!

Ist es besser voller Angst und Misstrauen durch den Alltag zu gehen. In ständiger Furcht von anderen bestohlen und angegriffen zu werden? Es ist nicht unmöglich von Anderen geschädigt zu werden, aber unwahrscheinlich. Und das gibt uns ein schöneres, sicheres Lebensgefühl. Mehr Ruhe. Mehr Ruhe, falls wir glauben, dass der Mensch gut ist!


Zusammenfassung:

- Der Mensch ist tendenziell für den Menschen gut.

- Gruppen sind überlebenswichtig.

- Ist der Mensch gut für Nicht-Menschen?


Nächstes Kapitel: Von Tod und Sterben

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